Interview mit Stefanie Hering: Designerin. Unternehmerin. Mutter

Gemeinsames Familienessen zu Hause, wie wird das bei Ihnen zelebriert?
Früher saß die ganze Familie am Tisch, heute sind meine beiden Töchter längst aus dem Nest geflogen. Kommen Sie ab und an im Jahr vom Studium nach Hause, so wird gekocht, gegessen und verwöhnt. Der Kühlschrank ist voll, der Tisch üppig gedeckt, da fühlt man sich gleich umarmt und angekommen. Jedes Kind hat übrigens so seine klaren Vorlieben und Lieblingsstücke in Porzellan. Es ist für mich ein echtes Vergnügen aus dem vollen Geschirrschrank auszuwählen, was dann zur Freude aller auf den Tisch kommt.

Was können wir von unseren Kindern lernen?
„Den unerschrockenen Blick auf die Welt und dass Fortschritt stets bedeutet, die Annahmen von gestern und heute über Bord zu werfen. Ein im Laufe des Lebens irgendwann vielleicht in manchen Aspekten lästiger Prozess. Der aber entscheidend ist bei jedem kreativen Projekt: um sich in Menschen einzufühlen, mit Entwürfen für Produkte und Kollektionen, die Menschen wirklich nutzen, mit denen sie leben, an deren Schönheit und Zweckmäßigkeit sie sich erfreuen – weit mehr als eine Dekade lang.“

Was geben Sie Ihren Kindern mit auf den Weg?
„Mein Credo: Niemals aufgeben! Lebenswünsche erfüllen sich nicht linear, aber es lohnt sich immer für eine wahre Passion zu kämpfen. Und eine freundliche Skepsis gegenüber Grenzen, die von außen gesetzt werden, gerade wenn es um die Erreichung von Zielen für Frauen geht. “

Welche Werte vermitteln Sie mit Ihrem Design?
„Es braucht kein ich, es braucht ein wir. Das ist mein Motto, privat – als Mutter - wie beruflich im Team. Die besten Ideen sind so viel Wert wie der Dialog, den sie entfachen. Erst durch die Diskussion komme ich weiter in meiner Arbeit als Gestalterin. Meine Mitarbeiter – ob im Headquarter oder in der Manufaktur in Reichenbach – bilden eine ganz eigene Familie. Wir kommunizieren auf Augenhöhe, mit gegenseitigem Respekt. Ich kenne jeden der bis zu 80 Produktionsschritte im Detail, von der Masseaufbereitung bis zum Verschleifen des Bodens. Und wenn dann mit Können und Expertise eine neue Kollektion entsteht, liegt pure Magie in der Luft: Jedes Stück ist ein Unikat. Jedes trägt die Spur der Hand. Mein Design zeigt den unbeschreiblichen Wert der Handarbeit.

Hinter jeder Kreation steht eine Geschichte. Was erzählen die von Ihnen gestalteten Objekte?
„Meine Großeltern hatten einen Bauernhof. Das gemeinsame Essen war ein zentraler Teil und wichtiger Moment des Familienlebens. Ich habe früh gemerkt, dass die Lebensmittel, die auf den Tisch kommen, eine angemessene Bühne verdienen. Und diese Bühne wollte ich bauen. Im Alter von 16 Jahren begann ich eine Töpferlehre und fand zunehmend Gefallen an der Schönheit, den Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen von Porzellan. Deshalb entschied ich mich für ein zusätzliches Studium der Keramik-Gestaltung und erhielt dort die Antwort auf meine Fragen: Was ist mein Stil? Was möchte ich der Welt mitgeben? Von dieser Passion, von meinem Antrieb, stets das Geläufige zu hinterfragen, davon erzählt mein Porzellan.“

Wie bedeutsam sind Vergangenheit und Zukunft für Sie als Gestalterin?
„Die Vergangenheit gehört uns allen, weil wir jeden Tag aus ihr schöpfen und lernen können und in ihr verwurzelt sind. Wir müssen sehen lernen. Die Zukunft gehört unseren Kindern. Es ist mir also wichtig, dass und wie wir die Welt aktiv gestalten und hinterlassen. Als Designerin versuche ich zu antizipieren, gesellschaftliche Entwicklungen, wie wir leben, Bedürfnisse vorwegzunehmen. All das hat Einfluss auf den Entwurfsprozess meiner Objekte. Ich versuche, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen.“

Was braucht Design, damit es nie aus der Mode kommt?
„Ludwig Mies van der Rohe hat gesagt: “Das Material ist schön – wir sollen es zeigen”. Darin liegt auch mein ganz persönliches Gestaltungs-Postulat, wenn ich entwerfe. Denn in der Konzentration auf die Essenz liegt die Vollendung der Form. Egal, mit welchem Werkstoff wir Designer arbeiten, meine ganz entschiedene Meinung ist, dass man dem Material Raum zum Atmen und für seine Entfaltung lässt. Ich zwinge Porzellan oder Glas keine Form auf, sondern betone deren Schönheit in einer organisch gewachsenen Gestaltung. Dazu muss man seinen Werkstoff aber eben auch ganz genau kennen. Diese Qualität sehe ich in allen Entwürfen, die uns zu Recht am meisten faszinieren: Sie strahlen eine Leichtigkeit, Selbstverständlichkeit und Formschönheit aus, die vom Material und seiner hohen Ästhetik selber lebt. Diesen Respekt vor Ressourcen möchte ich auch der nachwachsenden Generation mit auf den Weg geben.“

Wie umweltfreundlich muss Design in Zeiten des Klimawandels sein?
„Ich sehe es als meine Aufgabe als Designerin an, das Thema Nachhaltigkeit in der Gestaltung von Produkten mit- und weiterzudenken – mit Blick auf meine eigenen Kinder und deren Generation. Ich arbeite nur mit Unternehmen und Partnern zusammen, die eine Philosophie der Nachhaltigkeit leben, um Produktion und Prozesse mit Blick auf die Umwelt stetig weiter zu verbessern. Das betrifft die Rohstoffe, den Herstellungszyklus, Verpackung und Transport, ein wichtiger, hochkomplexer Prozess.“

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